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Die Kunst des Destillierens


Einleitung

Dieser Text entstand zur Begleitung eines gleichnamigen Seminars, das nach wie vor in unregelmäßigen Abständen stattfindet. Damit diese Seite nicht den Rest meines Lebens als Baustelle zu bewundern ist, habe ich von größeren Änderungen abgesehen.
Ich wünsche dem geneigten Leser bei dieser kurzen und praktischen Einführung in die Kunst des Destillierens viel Vergnügen...
Um die Übersicht nicht zu sehr zu gefährden habe ich einige Fußnoten, die ich für hilfreich halte nur rot und kursiv formatiert, beim Kontakt mit der Maus erscheint die dazugehörige Bemerkung als "Tooltip". Leider interpretieren ältere Browser diese Formatierung noch nicht immer. Dann lässt sich der entsprechende Begriff meist im Kapitel "Sonderformen und Begriffe" finden.


Einführung

Die Destillation geistert durch die Geschichte, immer am Rande der vorstellbaren Möglichkeiten. So gibt es Leute, die behaupten, dass bereits die alten Ägypter mit dieser Kunst vertraut waren und durch sie in der Lage waren, die ätherischen Öle darzustellen, mit denen sie ihre Mumien einbalsamierten. Diese Leute führen auch den Begriff "Alchimie" auf "Cham" - schwarze Erde - zurück, eine Bezeichnung für das alte Ägypten.
Eine definitive Behauptung von der Entstehungszeit der Destillation - bzw. ihrer Erfindung - verschwindet im Nebel der Zeit. Forscht man in dieser Richtung, so scheint man mehr mit geschichtlich-philosophischen Ideen in Kontakt zu kommen, als mit nachvollziehbaren Ereignissen.
Zweifelsfrei handelt es sich um eine alte Kunst, vermutlich weit älter als die meisten Forscher annehmen.
Aus unseren Augen erlebte die Destillation ihren Höhepunkt wohl im Mittelalter, sie war eines der wichtigsten Werkzeuge für die alten Alchimisten. Aus ihrem Standpunkt heraus wird in diesem Seminar an die Destillation herangegangen.

Beschreibung

"Mit Destillation (lat. destillare, herabträufeln) bezeichnet man den Vorgang, bei dem ein flüssiger Stoff durch Wärmezufuhr zunächst verdampft und anschließend der entstandene Dampf an anderer Stelle abkühlt und dadurch wieder zur Flüssigkeit verdichtet wird."
(Drogistenlexikon, Band II, 1. Teil; 1955 Springer Verlag)
So oder so ähnlich liest man in modernen Wörter- oder Chemielehrbüchern die Definiton der Destillation. Weit poetischer war die Vorstellung der "Alten" von dieser Kunst:
Das Distillierns (...) ist ein solche kunst/ durch welche die feuchtigkeit/ so von der krafft und würckung der hitz in ein Dunst oder Dampff verkehrt/ und von der kelte widerumb zusamen getrungen und fallend worden/ zu wasser geschmeltzt wirt."
(Joannes Langius; zitiert nach Cunrath Geßner: "Des Schatz Euonymi...")
Diese beiden Definitionen zeigen die Verwandtschaft in der Vorstellung der Destillation. In der modernen Chemie ist die Einordnung des Arbeitens mit der Destillation damit im Wesentlichen abgeschlossen. Für die "Alten" war es damit jedoch noch lange nicht getan...

Arten der Destillation

In Zeiten, in denen die Alchimie noch Wissenschaft war, als Philosophie und Technik noch nichtgetrennt waren, galt die Destillation als einer der wichtigsten Prozesse zur Läuterung.
Im Gegensatz zu der heute herrschenden Vorstellung beinhaltete sie allerdings mehrere Handgriffe. So bildete die oben beschriebene Form des Verdampfens und anschliessenden Niederschlagens nur eine der Möglichkeiten.
Grundsätzlich unterschied man die folgenden beiden Arten der Destillation:
  1. Die aufsteigende Destillation (D. ascensens):
    Eine der Varianten der aufsteigenden Destillation ist die heutzutage allgemein bekannte Form. Dabei wird ein Stoff mittels Hitze (bzw. Wärme) verflüchtigt um ihn anschliessend niederzuschlagen.
  2. Die absteigende Destillation (D. descensens):
    Im Gegensatz zur aufsteigenden Destillation muss bei diesen Formen nicht zwingend Wärme angewendet werden. Eine einfache absteigende Destillation ist beispielsweise das Filtrieren.
Auf die verschiedenen Arten und Weisen der Destillation wird später noch genauer eingegangen.

Das Wesen der Destillation

"Durch die Destillation scheidet sich zuerst das Phlegma von ihnen, dann der Mercurius, dann das Oel, drittens das Harz, viertens der Sulfur und fünftens das Sal. Wenn alle diese Scheidungen durch die spagyrische Kunst geschehen, findet man viele herrliche und gewaltige Arzneien, die innerlich und äußerlich zu gebrauchen sind."
Paracelsus
Das Wesen der Destillation ist die Scheidung, die Verwandlung und die Reinigung.
Betrachtet man die vielfältigen Rezepturen der "Alten", so liegt weiterhin die Vermutung nahe, dass durch die Destillation eine Dynamisierung erreicht wird. Ähnlich wie in der Homöopathie wird der Stoff also vergeistigt. Einige der heute im Handel befindlichen Medikamente, etwa der Firmen Weleda, Wala oder Soluna, bestätigen diese Annahme.
Eine weitere Parallelität zu Hahnemanns "Erfindung" ist die Entgiftung der Arznei. So werden z.B. Alkaloide beim Prozess der Destillation zerstört. Damit lassen sich hochwirksame Medikamente herstellen, die ohne jede Giftigkeit angewendet werden können.
Die Anwendungsmöglichkeiten der Destillation sind damit noch nicht erschöpft. In diesem Seminar soll allerdings nicht auf rein technische Anwendungen eingegangen werden. Der Schwerpunkt unserer Arbeit wird der heilkundliche und auch der genüssliche Aspekt sein.

 
 
 
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