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Die Melisse und ihr Geist

erschienen im April 2001 in der Zeitschrift Naturheilpraxis.


Seit ältesten Zeiten erforscht der Mensch die Möglichkeiten das Leben zu verlängern. Besonders im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit braute man Lebenselixiere ("Aquae vitae"), deren Rezepturen man in großer Menge in den einschlägigen Werken jener Zeit finden kann.
Eines der wenigen "Lebenswässer", das sich immer noch großer Beliebtheit erfreut, ist der Melissengeist, eine komplexe Mischung aus Gewürz- und Heilpflanzen. Die unterschiedlichsten Präparate kann man bis heute in fast jedem Lebensmittelladen und in jeder Apotheke finden. Sogar in der "Roten Liste" ist der "Geist der Melisse" aufgeführt.

Verkörperung der Venuskraft

Mit Kupfer gedüngte Melisse
Die Firma Weleda liefert ein besonderes Melissenpräparat: "Melissa cupro culta".
Durch Düngen von Melisse mit Kupfer kommt es zu einer harmonischen Verbindung und Verstärkung der Venuskräfte von Metall und Pflanze.
(Foto: Olaf Rippe)
"Melissa erneuert alle Kräfte des Körpers"
(Paracelsus: III/448)
Der Melissengeist ist aus einer Vielzahl von Substanzen zusammengesetzt, den Mittelpunkt macht jedoch immer die Melisse aus, die der Arznei ihren Namen gab.
Die schlichte Schönheit dieser Pflanze und ihre gewaltige Heilkraft ist zu allen Zeiten hoch geschätzt worden. Man findet sie in nahezu allen alten Kräuterbüchern, mit einer geradezu unglaublichen Anzahl von Indikationen.
Die zarte Gestalt, die Ästhetik ihres Aufbaus, der milde erfrischende Geruch und die medizinische Wirksamkeit führten zu einem Vergleich mit dem Sinnbild der lieblichen Venuskraft.
Der feine Geruch der Melisse stammt nicht, wie bei so vieler Pflanzen, von den Blüten, sondern von den Blättern. Der Gehalt der ätherischen Öle, die für den zitrusartigen Duft verantwortlich sind, ist äußerst gering; so benötigt man bei einer nicht gezüchteten Form etwa 7000 kg Pflanzenmaterial für nur einen Liter Öl. Selbst diese Ausbeute des Wirkstoffs läßt sich nur dann erreichen, wenn die Ernte nach mehreren trockenen, trüben Tagen erfolgt.
Die Freundlichkeit dieser Pflanze zeigt sich auch in ihrem einfachen Anbau. Obwohl sie ursprünglich aus Südeuropa stammt, lässt sie sich doch problemlos in unserem Klima anpflanzen und gedeiht so prächtig, daß es sogar Gartenbesitzer gibt, die sich darüber beschweren.
Volkstümliche Namen wie Honigblum oder Immenblatt zeigen, wie befreundet sie mit der Kraft der Sonne ist. Bienen, die wohl sonnigsten Tiere, lieben ihren Nektar sehr und genießen ihn reichlich. Damit die Bienen den Stock nicht verlassen und sich bester Gesundheit erfreuen, reiben Imker den Bienenstock gerne mit den Blättern ab. Auch soll man von Bienenstichen verschont bleiben, wenn man Melisse in Händen hält.
Das harmonische Verhältnis von Sonne und Venus finden wir auch im Melissengeist wieder, da die weiteren Zutaten immer solarer Natur sind. Erst durch diese "richtige" Mischung erhält die Arznei ihre vollendete Harmonie.

Ihre besonderen Heilkräfte

"Melissa ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, die beste Pflanze für das Herz."
(Paracelsus: III/452)
Melisse: Zeichnung von Elsa M. Felsko-Schülke
Die Melisse: Zeichnung von Elsa M. Felsko-Schülke, 1977
Die feine Zeichnung der Blätter und die zarten weißen Blüten zeigen deutlich die Nervensignatur an. So wirkt die Melisse nervenstärkend in jedem Sinne, krampfwidrig und belebend, insbesondere auf Herz, Uterus und Magen-Darm-Trakt.
Sie harmonisiert das Rhythmische im Menschen, gleich ob die Störung aus dem Magen, dem Atmungstrakt, dem Herz, dem Gehirn oder dem Unterleib entstammt.
Sie lässt sich einsetzen bei Verdauungsstörungen wie z.B. Blähungen, bei Menstruationsbeschwerden, Herz-Rhythmus-Störungen, Herzrasen oder auch pektanginösen Zuständen. Die Bezeichnung Mutterkraut weist auf Frauenkrankheiten wie Amenorrhoe, unregelmäßige Blutungen oder gar Unfruchtbarkeit hin. Ferner verschafft sie Linderung bei Schlafstörungen und Alpträumen, Insektenstichen, rheumatischen Zuständen oder Atembeschwerden. Sie gehört zu den wichtigen Geriatrika, tonisiert Leib und Seele, hellt die Stimmung auf, bessert das Gedächtnis und wirkt allgemein lebensverlängernd.
Die Melisse war eines der Lieblingsmittel des Paracelsus. Er setzte sie beispielsweise als Nervinum und Psychotherapeutikum - vor allem in Verbindung mit Antimon -, gegen den Wahnsinn ein und verwendete sie als Bestandteil des Aurum pothabile, der Materia perlarum, des Elixiers Subtilitatis oder mischte sie in seine verschiedenen Pestmittel. Ebenfalls ist sie integriert im "Rezept der Erhaltung für zwei oder drei Alter bei Männern und Frauen" (Paracelsus, III/116), und als Wein zubereitet verwendete er sie als "ein Sekretum bei Asthma" (Paracelsus I/1000). In alten Kräuterbüchern findet man weitere Indikationen wie Epilepsie, "Biß des wütenden Hundes", Skorpion- oder Spinnenstiche, Lähmungserscheinungen, Zittern, Traurigkeit, Mundgeruch, "Unsinnigkeit und Daubheit deß Haupts" (Braunschweig), Geschwüre, Mundgeruch, sogar Lepra und viele weitere.

 
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Melissenkraut aus Dioscorides
"Melissenkraut" aus Dioscorides
 
 
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